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IP-Ironie: Groß gegen Klein

Patente | Cost Management | Marken | Business Management
Big vs. Small the IP Irony
Tags: Anaqua Experience

Groß zu denken ist für kleine Unternehmen lebenswichtig. Doch große Unternehmen können sich auch erlauben klein zu denken, sagt Vincent Brault von Anaqua

Für viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ist geistiges Eigentum ein Minenfeld, das sie mit Angst und Bangen betreten. Doch so muss es gar nicht sein. Größere Unternehmen haben mit Geschick einen Weg durch das IP-Minenfeld gefunden und KMUs können daraus viel lernen ohne Risiken einzugehen, indem sie deren Weg folgen.

KMUs sollten groß denken und ihr IP-Portfolio so behandeln, als ob sie ein größeres Unternehmen wären. Wie die großen Unternehmen sollten auch KMUs geistiges Eigentum als Priorität sehen und eine klare IP-Strategie entwickeln, die auf die Unternehmensziele abgestimmt ist: Innovationen schützen, die eigene Marke entwickeln und Freedom to Operate (FTO) in den Zielmärkten erlangen. Dies ist lebenswichtig, besonders für KMUs, die international oder sogar global agieren möchten. Sie müssen sich darauf konzentrieren Innovationen zu dokumentieren und neue Ideen zu entwickeln. Anschließend sollten sie sicherzustellen, dass diese Ideen geschützt werden, damit ein Mehrwert für das Unternehmen entsteht, durch den es wachsen kann.

KMUs haben von Natur aus kleinere IP-Budgets und weniger Produkte, auf die sie sich besser konzentrieren können und wodurch das Koordinieren der Patente und Marken für bestimmte Produkte und Märkte vereinfacht wird. Tatsächlich liegt die Ironie des IP-Managements darin, dass einige der größten Unternehmen weltweit ihren Erfolg der Maximierung der Werte und der Effizienz der IP-Schutzrechte dadurch erzielt haben, dass sie wie kleinere und zielgerichtetere Unternehmen gehandelt haben – mit motivierten Teams, die in verschiedenen Technologiebereichen arbeiten.

Dieser Artikel zeigt, wie KMUs sich von den großen Unternehmen eine Scheibe abschneiden können. Sie behandeln IP wie eine wichtige Unternehmensfunktion, engagieren sich IP-Wissenslücken zu füllen, optimieren IP-Budgets durch Technologie, entwickeln Verfahren zur Entwicklung und zum Schutz von einflussreichen Ideen und nutzen Kommunikation für eine gute IP-Leitung.

Schritt halten mit einer sich ändernden IP-Branche

Um die Herausforderungen für die KMUs zu verstehen, muss man die Entwicklung des geistigen Eigentums in den Unternehmen während der letzten Jahre berücksichtigen. Eine grundlegende Veränderung war der Wechsel des IP-Bereichs von einer relativ undurchsichtigen Rechtsfunktion zu einer kritischen Unternehmensfunktion.

Unternehmen haben heute ein besseres Verständnis für die Bedeutung des geistigen Eigentums, nicht nur hinsichtlich der Schaffung wertvoller, immaterieller Vermögenswerte, sondern auch als Schlüsselelement zur Unterstützung und Steuerung der Unternehmensstrategie. Größere Unternehmen zeigen mehr Interesse und investieren mehr in IP. In einigen Fällen beeinflusst diese Investition eine Vielzahl an Einkaufsentscheidungen. Die vielen Elemente des IP-Lebenszyklus wurden aufgeschlüsselt und es wurde eine rationalere Grundlage erarbeitet, um den Kanzleien und IP-Serviceanbieter mit gut definierter Kriterien Arbeit zuzuteilen.

Gleichzeitig wird es immer schwieriger weltweit zu agieren, die Unternehmens-Landscape zu verstehen, die Konkurrenten und ihre Vorhaben zu kennen sowie zu wissen, wie Sie auf dieser Ebene konkurrenzfähig bleiben und Ihre Innovationen schützen. Auch wenn diese Faktoren alle Unternehmen betreffen, ist die Herausforderung für KMUs bedeutend herausfordernder.

Es war ermutigend zu sehen, dass der Welttag des geistigen Eigentums im April KMUs unter dem Thema „IP & KMU: Wie Sie Ihre Ideen auf den Markt bringen“ unterstützt hat. Laut der WIPO seien 90 % der Unternehmen weltweit KMUs und repräsentieren 70 % der globalen Beschäftigung. Der Generaldirektor der WIPO, Daren Tang, beschrieb KMUs als „die Motoren, die stillen Helden unserer Wirtschaft“. Er hob hervor, dass trotzdem „viele von Ihnen immer noch über mangelnde Kenntnisse darüber verfügen, wie sie IP als wirksames Werkzeug zum Überleben, aber auch zum Wachsen und Konkurrieren einsetzen können“.

IP mit Köpfchen entwickeln

Ob durch interne oder vertrauenswürdige externe Ressourcen, für KMUs ist es lebenswichtig weiter zu expandieren und zu wachsen, damit sie technisch versierter werden.

Große Unternehmen haben meistens bestimmte Ressourcen für bestimmte IP-Portfolios und Technologien, die mit ihren Partnern abteilungsübergreifend zusammenarbeiten (F&E, Produkt, Branding, Marketing, usw.). Sie folgen einer makroökonomischen Strategie, behalten im Blick, wie sie sich in der IP-Landschaft zurechtfinden können und wie sich das auf alle Aspekte des Unternehmens auswirkt. Doch sie entscheiden auch sehr gründlich, wie sie die Schutzrechte an bestimmte Produktbereiche und Märkte knüpfen. Die Arbeit dieser Teams spiegelt in Zügen die Funktionsweise der KMUs wider, da sie sich auf einige wenige Schutzrechte und Produkte konzentrieren. Ihr Vorteil ist allerdingt, dass sie einen IP-Hintergrund haben, ihre Portfolios gut kennen sowie die Technologie und die Wettbewerbslandschaft verstehen. Außerdem wissen Sie, wie bedeutende Innovationen vorangetrieben werden.

“In der Vergangenheit haben wir Anbietergebühren erlebt, die wie Eisberge sind: Der angegebene Betrag war nur ein kleiner Teil der Gesamtgebühr.”

Viele KMUs, die aufgrund begrenzter Budges Bedenken haben, sehen geistiges Eigentum als „plus“. Doch in der heutigen wettbewerbsorientierten Welt können Schutzrechte über Erfolg oder Versagen entscheiden. Selbst in kleinen Unternehmen mit einer oder zwei Produktlinien sind diese die unternehmenskritischen “Kronjuwelen”, die zum Erreichen der Ziele geschützt werden müssen.

Wenn Sie intern über kein IP-Wissen und keine Expertise in diesem Bereich verfügen, müssen Sie sie extern suchen – mit jemandem, der die Unternehmensziele versteht und bei den wichtigen Aspekten weiterhelfen kann: Geeignete Ideen zur Anmeldung, Anmeldung im Ausland, Konkurrenten behindern, FTO, usw. In den meisten Fällen wenden sich KUMs für solche Ratschläge an ihre externe Kanzlei. Das funktioniert besonders gut, wenn eine starke Beziehung zwischen dem Unternehmen und der Kanzlei besteht, die zu einem externen Teil des Unternehmens wird und sozusagen die Rolle des IP-Beauftragen übernimmt.

Perfektionieren Sie Ihre IP-Strategie und -Operationen, während Sie die täglichen Anforderungen eines wachsenden Unternehmens erfüllen.

Budgets verwalten

Große Unternehmen haben die Etappen des IP-Lebenszyklus erfolgreich aufgeschlüsselt, um eine geeignete Arbeitseinteilung festzulegen – intern, in Zusammenarbeit mit einer externen Kanzlei oder mit IP-Serviceanbietern – und so ihr Budget zu optimieren. Nun ist es ein Käufermarkt und auch wenn KMUs nicht dieselbe “Schlagkraft” wie große Gesellschaften haben, können sie trotzdem kostengünstigere Lösungen für verschiedene Bereiche kaufen und ihren IP-Budgets so mehr Einfluss verleihen.

Wenn sie IP-Arbeit extern vergeben, sorgen sich KMUs oft, dass ihnen dafür zu viel in Rechnung gestellt wird, ohne dass sie es merken. Das ist verständlich. In der Vergangenheit haben wir Anbietergebühren erlebt, die wie Eisberge sind – der angegebene Betrag war nur ein kleiner Teil der Gesamtgebühr. Allerdingt sind heutzutage eine Anzahl an hervorragenden Softwarelösungen zugänglich, die IP-Kostenvoranschläge berechnen und Nutzern erlauben die Preise, die sie zahlen, mit den Durchschnittspreisen auf dem Markt zu vergleichen.

Bei knappen Budgets ist es umso wichtiger, dass Unternehmen ihre IP-Ausgaben überprüfen, nachhalten und verwalten. Diese Softwarelösungen bieten dafür einen kostengünstigen Weg. Dadurch wird es KMUs ermöglicht Ausgabenprüfungen durchzuführen, um die Gebühren ihrer externen Kanzlei und ihres Serviceanbieters zu vergleichen und relevante Fragen zu klären, wie die Gebühren für den Währungsumtausch oder die Anzahl der benötigten Zwischenschritte für eine bestimmte Aufgabe. Auf diese Weise können KMUs sehen, bei welchen Aufgaben sie Geld sparen können und mehr und bessere IP-Services für ihre Ausgaben bekommen.

Durch die Überprüfung und Bestätigung der Kosten und das dadurch entstehende Niveau an Transparenz können von Anfang an Grenzen mit externen Anbietern etabliert werden. Dadurch wird ein korrektes Verhalten gefördert und der Aufbau einer guten Partnerschaft erleichtert, die zu einer vertrauenswürdigen Langzeitbeziehung führt.

Ideen entwickeln und schützen

Ideen sind überlebenswichtig für Unternehmen. Daher ist es wichtig diese zu unterstützen und die sich daraus entwickelnden Innovationen zu schützen. Die besten Unternehmen sind die mit dem breitesten Trichter und nur sehr wenigen Filtern. Dadurch wird verhindert, dass potenziell gute Ideen von vornherein aussortiert werden, entweder durch Unwissenheit, Voreingenommenheit oder Diskrimination (beabsichtigt oder unbeabsichtigt). Es gibt in solchen Unternehmen Verfahren mit klar definierten Kommunikationswegen, Rollen und Verantwortungen. Auch wenn in KMUs nicht immer solch formale Prozesse bestehen, können sie ihre eigene Art entwickeln alle beteiligten Parteien an einem Tisch zu versammeln, um Ideen zu besprechen und sich darauf zu einigen, welche davon verfolgt werden sollen. Welche Form auch immer dieser Prozess annimmt, das Wichtigste dabei ist eine gute Kommunikation und Unvoreingenommenheit.

Zum Schützen der Innovationen sollten KMUs mit der Hilfe der internen oder externen IP-Beratern entscheiden, welche Ideen entscheidend für das Unternehmen sind und angemeldet werden müssen und ob ein Produkt oder Verfahren als Patent, Marke oder Geschmacksmuster angemeldet werden soll. Bei anderen Schutzrechten, wie Know-how und Geschäftsgeheimissen, ist der Schutz schwieriger zu entscheiden, nicht nur für KMUs, sondern für alle Unternehmen. Der erste Schritt sollte das Aufstellen einer strikt durchgesetzten Politik zur Kontrolle der Ausfuhr sein, die unter anderem auch den Download und Zugang zu vertraulichen Informationen beinhaltet. Allerdings entstehen einige neue Lösungen, die Blockchain-Technologie nutzen und so zum Beispiel Dokumente, E-Mails, Notizen, Informationsaustausch und Ausschussprüfungen mit einem Zeitstempel versehen. Durch diesen Zeitstempel kann bewiesen werden, dass das Know-how zu einer bestimmten Zeit, an einem bestimmten Tag vorhanden war und welche Personen involviert waren. Es ist ein effizientes und kostengünstiges Werkzeug, das zeigt, dass Know-how dokumentiert werden muss.

Qualität der Leitung as Last Überschrift has different meaning, most used for telephone lines

Eine gute IP-Management in KMUs sucht aktiv das Gespräch mit den unternehmensinternen Kunden – F&E, Innovation, Marketing, Branding, Produkts, Vertrieb und Finanzen – und kreiert so eine Kultur, bei der geistiges Eigentum im Mittelpunkt der Unternehmensentscheidungen stehen. Sie muss ausgezeichnete Kommunikationsfähigkeiten haben, sodass der Informationsfluss zwischen diesen Parteien so reibungslos wie möglich verläuft. Außerdem muss die Leitung auf IP versiert sein. Das heißt, dass sie sich nicht nur mit geistigem Eigentum auskennt, sondern es auch für den größten Gewinn des Unternehmens einsetzten kann. Es spielt keine Rolle, ob Ihr Unternehmen eine große Gesellschaft oder ein KMU mit wenigen Schutzrechten und Produkten ist, den Unterschied macht oft die Qualität der Leitung.
KMUs müssen mit begrenzten Ressourcen verschiedene Aspekte abdecken. Trotzdem sollten sie IP nicht außenvor lassen. So wie sie in jemanden für die Finanzen, die Produktabteilung und den Vertrieb investieren, sollten sie auch früh in jemanden für die IP-Abteilung investieren. Wenn Ihr Unternehmen zu klein ist, um dies intern zu verwirklichen, sollten Sie sich extern umsehen. Geben Sie sich die Gelegenheit erfolgreich zu sein, indem Sie Ihre IP-Strategie besser auf Ihre breitere Unternehmensstrategie abstimmen und sicherstellen, dass Ihre besten Schutzrechte angemessen geschützt sind.

Vincent Brault ist der Senior Vice President für Produkte, Innovationen und Marketing bei Anaqua, einem Anbieter für Technologielösungen im Bereich IP-Management und Services in den USA.